
Es gibt Pasta, basta
Ich bin gebürtige Schwäbin (keine waschechte) und kam schon früh mit den berühmten Spätzle in Kontakt, auch wenn meine Mutter diese “Pampe” abgelehnt hat. Als Norddeutsche mit hugenottischen Wurzeln waren für sie lediglich Kartoffeln eine akzeptierbare Beilage. Dass Spätzle zusammen mit Soße ein wundervolles Gericht sein können, konnte sie sich nicht vorstellen. Aber ich hatte ja meine Schulfreunde und war mal hier und mal dort zum Mittagessen eingeladen. In der Schule hatten wir hauswirtschaftlichen Unterricht und auch später, während meiner hauswirtschaftlichen Ausbildung habe ich natürlich gelernt, wie man Spätzle herstellt und dann habe ich ja auch noch einen echten Schwaben geheiratet. Meine damalige Schwiegermutter hat mir auf die Finger geschaut, wenn ich Spätzle geschabt habe. Dicke Würste durften nicht vorkommen. Aus dem Schwaben ist ein Kölner geworden, aber der mag Spätzle ebenso gerne wie Pasta, oder Kartoffeln, oder …
Aber wie kam ich denn nun zur Pasta?
Ganz einfach – meine Familie lebte in Stuttgart, mein Vater war Angestellter beim Daimler (damals Mercedes in S-Untertürkheim) und natürlich gab es dort auch “italienische Gastarbeiter” – wie es damals (in den 1960iger Jahren) hieß. Zudem waren in unserer Siedlung (Firmenwohnungen) auch Fremdarbeiter untergebracht. Es gab einen s.g. “Junggesellen Block”, in dem junge Männer aus aller Herren Länder lebten. Und wir waren eine sehr offene Familie, die auch den Kontakt zu Vaters Kollegen pflegte. Das war meinen Eltern sehr wichtig, sie hatten die Fremdenfeindlichkeit und die Verschleppungen im 3. Reich mitbekommen und waren bis an ihr Lebensende offene und gastfreundliche Menschen.
So kam ich zur Pasta und allen möglichen anderen fremdländischen Gerichten. Spätzle mochte meine Mutter nie, aber Pasta liebte sie. Leider lernte sie nie, die Pasta selbst herzustellen. Trotz gutmeinender Nachbarinnen. So kam sie (und wir auch) nur ganz selten in den Genuss handgemachter Spaghetti und Co. Fertigpasta kann bis heute keine handgemachte, frische Pasta ersetzen. Nicht mal, wenn man die bekannten italienischen Marken kauft – die schon lange nicht mehr in italienischer Hand sind.
G.s.D. sind diese Zeiten lange vorbei. Heute gibt es nur noch selten Spätzle (ich liebe sie aber immernoch), dafür aber öfter mal Pasta. Natürlich selbst gemacht. Ich habe gelernt, den Teig von Hand herzustellen, also ohne Maschine, und am liebsten zu Tagliatelle oder Lasagneplatten zu verarbeiten (das ist so schön einfach). Natürlich habe ich heute auch eine herkömmliche Nudelmaschine mit Aufsätzen und seit einiger Zeit auch eine elektrische Nudelmaschine von Bosch. Zudem auch diverse Nudelrollen und Teigrädchen. Ich bin also gut ausgestattet. Und weil es so schön praktisch ist, nehme ich die Nudelmaschine auch zur Herstellung von Teigplatten für Maultaschen. So vermische ich schwäbische Spezialitäten mit denen aus Bella Italia. Überhaupt – italienische Spezialitäten – da liegt doch eine Menge Musik drin. Oder etwa nicht?
Der Pasta-Codex
Gibt es nicht? Gibt es doch! Und zwar von Vincenco Buonassisi geschrieben und von Judith Marnet ins Deutsche übersetzt. Erschienen 2021 im Callwey Verlag, ISBN 978-3-7667-2529-5
Dieses 702 Seiten dicke Buch enthält außer einem kurzen Exkurs in die Geschichte und Tradition der Pasta 1.001 authentische Rezepte, meist typische Nonna-Gerichte, aus Italien. Inkl. Zubereitungstips. Dieses Buch ist eine Zeitreise und Offenbarung. Wenn ich könnte, würde ich JEDES Rezept nachkochen. Aber TÄGLICH Pasta ist nicht so sehr “Unser”. Nichtsdestotrotz koche ich Rezepte aus dem Buch nach, das ist doch klar. Wozu wäre ein Kochbuch denn sonst nutze?
Mein Lieblingsrezept?
… ist keins aus dem dicken Buch, sondern: Selbst gemachte Spaghetti mit meiner selbst gemachten Tomatensoße mit meinen selbst angebauten Tomaten, Möhren, Lauch, Sellerie, Petersilienwurzeln. Mit oder ohne Fleisch, auf jeden Fall mit viel Käse, meist Peccorino.
Ich nehme für die elektrische Nudelmaschine
400 g Bio Hartweizenmehl – Perciasacchi Semintegra – Molini Riggi – hier zu kaufen
100 g Bio Hartweizengrieß Piedigrotta – Bio Semola di grano duro – Molini Riggi – hier zu kaufen
160-170 g Flüssigkeit bestehend aus 2 frischen Eiern, 2 EL Olivenöl – hier zu kaufen – und Wasser mit dem Mixer zusammengemischt. Man kann auch die Eier weglassen und nimmt stattdessen mehr Wasser.
Mehl und Flüssigkeit werden 3 Minuten in der Maschine gemischt und eine halbe Std. ziehen lassen. Anschließend lasse ich die Maschine ihr komplettes Programm, also mischen und ausgeben, abarbeiten. Die frischen Nudeln kommen sofort ins kochende Wasser und sind in 2-3 Minuten al dente gekocht. Dazu gibt es meine Tomatensoße mit oder ohne Hackfleisch. Man kann auch eine Dose Venusmuscheln in der Soße erhitzen und bekommt so Spaghetti Vongole. Oder man holt sich Scampi, brät die mit wenig Hitze in Olivenöl mit einer Handvoll gehacktem Knoblauch an und gibt sie dann zu den Nudeln und etwas Soße darüber.
Dazu gibt es meistens geriebenen, alten Peccorino. Diesen Käse habe ich fast immer im Haus. Ein Salat nach Geschmack ist auch keine falsche Idee. Wenn ich nicht Essig und Öl von Giolea benutze, sind die Essige und Öle aus der Ölmühle im Solling gefragt, oder das Rapskernöl von der Ottensteiner Höhe (das ist ein regionales Produkt, welches in ausgewählten Geschäften hier in der Gegend verkauft wird).



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Ehefrau, Gastgeberin, Gärtnerin, Köchin, Leseratte, Patchworkerin, Bloggerin, Schottlandverliebt, Frankreichfan mit Hugenottenblut. Mit einer unheilbar positiven Lebenseinstellung.
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