Mein Gemüsegarten

Schon von Klein auf, denn meine Großmutter stammte aus einer Landwirtsfamilie und meine Mutter hatte auch noch gelernt, auf dem Acker zu arbeiten, war ich Gartenarbeit gewohnt. Wir hatten immer einen Garten, ich kann mich nicht erinnern, dass es anders gewesen wäre. OK, in meiner Jugend und während des frühen Erwachsenseins hatte ich keine Sehnsucht. Ich finde, dass das völlig normal ist. Aber als ich etwa 26/27 Jahre alt war, hatte ich meinen ersten eigenen Garten – einen Hanggarten in meiner Geburtsstadt Esslingen a.N., mit einer riesigen Streuobstwiese und einem großen Gemüsegarten. Das Obst haben wir zu 80% zur Mosterei gebracht, der Rest wurde gegessen und eingekocht. Der Garten ernährte locker 2 Personen, machte aber auch eine Unmenge Arbeit. Aber wir waren ja zu Zweit, mein damaliger Lebensgefährte war, wie ich auch, infiziert.

Mein heutiger Gemüsegarten ist nicht so wahnsinnig groß. Zwar “klaue” ich mir jedes Jahr ein Stück mehr vom Blumengarten, aber allmählich komme ich da an die Grenzen. Insgesamt habe ich rund 65 qm. Durch die vielen Beete an unterschiedlichen Orten kommt einem das gar nicht so überragend vor, aber bei guter Ernte kann man sich schon eine Weile davon ernähren. Gute Nahrung ist wichtiger als Blumen, die sind nur was für das hungrige Auge und machen nicht satt. Übrigens konserviere ich die Ernte natürlich auch, außerdem koche ich täglich frisch, backe Brot und Brötchen (und natürlich auch mal einen Kuchen) und mache auch die Nudeln selber. Aber zurück zum Garten …

Ich beackere 1 Gewächshaus mit 3×3 m, 3 Hochbeete á 4 m Länge x 1,60 m Breite, 1 Grünspargel-Hochbeet mit etwa 2 m x 1,60 m, 1 Folientunnel 3,50 m x 2 m, 1 Rahmenbeet mit 3,80 m x 0,80 m und ein weiteres Rahmenbeet mit 1,80 m x 1,40 m. Dazu kommen zwei Tomatenbeete mit 4 m x 1 m und 2 m x 1,6 m. Außerdem nutze ich 3 am Boden gerissene Regenwassersammler und einige Mörtelkübel. In diesem Jahr kommen noch ein Rahmenbeet mit 3 m x 0,80 cm und ein Hügelbeet mit etwa 2-3 m Länge dazu. 3 Rahmenbeete á 1,6 x 1,6 m außerhalb des eigentlichen Gemüsegartens sind ebenfalls eingeplant, bzw. sind schon fertig. Ganz schön viel zu tun, wird Manche/r sagen. Aber als Rentnerin habe ich ja auch mehr Zeit als Menschen, die noch Kreuzerle verdienen müssen. Mir macht es viel Spaß. Der Garten ist, neben meinen Leidenschaften Patchwork und Lesen, für mich unverzichtbar.

Ich liebe es, nach dem langen, dunklen Winter Mitte/Ende Februar anfangen zu können, den Garten aufzuräumen. Da ich im Herbst, außer den Tomatenstrünken, Zucchini- und Gurkenreste und wenn ich habe auch Kartoffelkraut, nichts abräume sondern alle Saat den Vögeln lasse, habe ich jede Menge Arbeit: Abgestorbenes zu entfernen, die Beete vorzubereiten, Neues anzulegen, Büsche und meine kleinen Obstbäumchen zu beschneiden, Kompost umzusetzen und den vom vergangenen Jahr auszusieben, und, und, und … Was man eben so zu tun hat. Jeder halbwegs trockene Tag wird genutzt, damit ich gleich Anfang März die ersten Samen von Ackerbohnen, Erbsen, etc. auslegen kann. Natürlich säe ich Mitte Februar meine Paprika und einige frühe Gemüse fürs Gewächshaus und Folienbeet aus.

Seit mein Mann ebenfalls Rentner ist, hat er die Hecke an der Grundstücksgrenze nach Wessten und Norden übernommen. Da kann er nichts falsch machen. Wir haben etwa 35-40 m Hainbuchen Hecke, die wir nicht in Form schneiden. Ich hasse diese Art von Grundstücksbegrenzungen. Ob die nun gleichmäßig geschnitten wird oder nicht, ist uns egal. Sie soll das Grundstück etwas gegen die Wetterseite und nach Norden abschirmen. Und das tut sie auch, oder erst recht, wenn sie unbeschwert wachsen darf. Alle paar Jahre wird sie unterhalb der gebildeten Quirle abgeschnitten. In den Jahren dazwischen wird sie nur in Schach gehalten. Hainbuche kann ganz schön ausschlagen, aber ich wollte ein einheimisches Gehölz, das nichts krumm nimmt und in dem Vögel in Ruhe nisten können.

Lediglich der alte Boskoop und meine Hedelfinger Zwetschge müssen alle 2 Jahre profimäßig geschnitten werden. Das lassen wir machen, denn wir beiden Alten steigen nicht mehr in den Bäumen herum. Zumal weder ich noch erst recht mein Mann wirkliche Ahnung von Baumschnitt haben. Bei meinen Säulenbäumchen und den beiden jungen Apfelbäumchen geht das ja noch …

Seit einigen Jahren werden die Sommer ja nun immer heißer und damit auch trockener. Das heißt, dass ich in vielen Dingen konsequent umdenken muss. Eine gute Bewässerungsstrategie, mulchen und Sorten, die besser mit dem Klima zurecht kommen, sind für mich sehr wichtig geworden. Zudem beschäftige ich mich heute mit alternativen Düngemethoden wie Terra Preta, ME, Melasse, Schafwoll-, Rinder- und Pferdedungpellets, Gründünger, Pflanzenstärker, usw. Ich beachte die Mischkultur sehr viel mehr als früher und greife meistens auf alte und regionale Sorten zurück. Ja, ich weiß, das ist ein ewiger Diskussionspunkt. Ich bin aber davon überzeugt, dass diese angepassten Sorten sehr viel besser mit dem Stress zurecht kommen, als heute übliche Sorten. Bis jetzt habe ich nichts Gegenteiliges festgestellt. Es gibt auch bei den alten Sorten regelrechte Massenträger und sie sind samenfest, was bedeutet, dass man seinen eigenen Samen sammeln kann. Man muss etwas von Selektion etc. verstehen, um tatsächlich damit erfolgreich zu gärtnern. Ich fürchte, dass ich das, trotz eines dicken Kompendiums, nicht mehr ausreichend lerne. Also kaufe ich meinen Samen von mir bekannten Züchtern, das ist mein Beitrag zur Erhaltungszüchtung.

Ich lese gerne Gartenbücher und stöbere für mein Leben gerne in Bildbänden. Meine kleine Gartenbücherei ist recht umfangreich. Solange mein Mann noch beruflich aktiv war, haben wir auch Gartenreisen auf die Insel, nach Holland, an den Niederrhein, nach Baden und anderenorts unternommen. Ich besuche gerne die “Offenen Gärten” und unterhalte mich mit Gleichgesinnten. Wie oft konnte ich schon Erhellendes erfahren und Ideen abschauen. Ich halte es für sehr wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sonst wird man schnell zum Eigenbrödler und hält sich selbst für den berühmten Nabel der Welt. Was ich gar nicht mag, sind die in letzter Zeit sintflutartig auftretenden Youtube-Videos. Es gibt nur ganz wenige, die ich dauerhaft sehen möchte. Manchmal sind 1-2 Folgen richtig gut, aber bei den meisten ist mir viel zu viel laute Fröhlichkeit, die so aufgesetzt wirkt. Oft wird dann auch noch versucht, irgendwelche Produkte an die Frau/den Mann zu bringen, was mir dann erst recht missfällt. Aber gut, ich bin alt und ich darf das. Sollen die Jungen ruhig machen 🙂

Fortsetzung

Aufrufe: 27

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.